Heimspeicher mit Elektroauto und Wärmepumpe

Bei den aktuellen Strompreisen stellen sich viele die Frage ob es nicht Sinnvoll ist eine PV Anlage mit einem Speicher zu kombinieren. Da ein Speicher hoffentlich deutlich länger am Leben ist als 15 Jahre, kann man durchaus sagen, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass in der Zeit sich einiges ändern wird und selbst wenn man heute einen Verbrenner fährt und mit Öl/Gas heizt, dass sich das mit großer Sicherheit ändern wird. Ich habe schon die Energiewende hinter mir und will die Erfahrung mit einem Jahr Speicher in Verbindung mit zwei Elektroautos und Wärmepumpe weitergeben.

Gründe für einen Heimspeicher

Kosteneinsparungen

Je höher die Differenz der Einspeisevergütung und Strompreis ist, desto eher stellt man sich die Frage ob man sich nicht einen Heimspeicher anschaffen sollte. Hat man einen kleinen Stromverbrauch, weil man z.B. kein Elektroauto / Wärmepumpe besitzt, dann kann man sich auch die Frage stellen ob es denn Sinn macht den kompletten Strom zu verkaufen (Volleinspeisung). Stand 18.10.2023 würde man bei 10kWp 13ct / kWh dafür bekommen anstatt 8,2ct.

Die Ampelregierung hat auch die Versteuerung für selbst verbrauchten Strom gestrichen, so dass ein Speicher sich immer mehr lohnt.

Ob sich ein Speicher lohnen wird, hängt von vielen Faktoren ab und die werde ich aus der Praxis nennen.

Hobby

Von vielen, denen später klar wird, dass der Speicher sich niemals rechnet kommen mit dem Grund “Hobby” um die Ecke.

In meinem Fall ist es tatsächlich ein “Hobby”. Ich bin Elektroniker und Softwareentwickler. Da gehört das Basteln mit Komponenten jeder Art durchaus zum Hobby. Deswegen haben ich mich für ein Heimspeicher entschieden. Das soll jetzt keine Ausrede sein, dass es keinen Gewinn abwirft, sondern das macht mir einfach Spass.

Ausgangslage

Wir besitzen ein Passivhaus mit Wärmerückgewinnung und Luft Wasser Wärmepumpe. Dementsprechend haben wir eine sehr niedrige Vorlauftemperatur von 26°C bei 0°C Außentemperatur.

Zusätzlich haben wir zwei Elektroautos (Tesla Model S75D und Tesla Model 3 SR+)

Am Wochenende, 2 Tage Homeoffice und Teilzeit meiner Frau können wir (abwechselnd) unsere Autos von der PV Anlage laden. Über den Speicher laden wir unsere Autos nicht, denn dafür ist er sowieso zu klein.

Spülmaschine, Waschmaschine und Trockner werden Ausschließlich per Timer mittags betrieben, so dass diese niemals mit dem Speicher betrieben werden. Warmwasser wird von der Wärmepumpe nur zwischen 8 Uhr und 18 Uhr geheizt. Damit wird nicht nur verhindert, dass die WP über den Speicher betrieben wird, sondern durch die höhere Außentemperatur auch Effizienter ist.

Wie ich schon geschrieben habe, bin ich Elektroniker, so dass es klar war, dass ich den Speicher selbst bauen werde. Es handelt sich um CALB Zellen von Shenzhen Basen. Verkauft wurden sie mit 230Ah, haben aber gemessen 242Ah bis 244Ah. Also deutlich besser als versprochen. QR Code ist intakt und Produktionsdatum war wohl 4 Monate bevor sie verschickt wurden. Kapazität der Batterie ist 12,5kWh.

Die Zellen haben zusammen mit Zoll und Versand 1730,89€ gekostet. Das BMS (JK-BMS 24V / 200A / Active Balancer / JK-B2A8S20P) 111,84€. Mit Siebdruckplatten, Gewindestangen, Kabel, Sicherungen und Kleinteile bin ich deutlich unter 2000€ für 12,5kWh gekommen.

Wirtschaftlichkeit

Bekommt man ein Angebot von einem Solateur, dann stehen da oft 250-300 Vollzyklen drin, die kaum machbar sind. Auch “vergessen” sie oft, dass der Speicher einen Wirkungsgrad hat – durch Wärme geht einfach Energie verloren. Auch wird gerne vergessen, dass am Ende der Lebensdauer nur noch 70% der Kapazität verfügbar ist usw… So wird dann ganz schnell ein 10.000€ Speicher wirtschaftlich.

Realität

Schauen wir uns mal die Realität an.

Ich komme auf nur 143 Vollzyklen. Wieso so wenig – viele werden sagen: ja, ich schaffe locker 220 oder mehr… Die haben vermutlich keine Elektroautos und / oder Wärmepumpe oder ein riesen Dach mit 20-30kWp.

Dadurch, dass wir unsere zwei Elektroautos abwechselnd aufladen, bekommt der Speicher nicht jeden Tag die Möglichkeit zu laden. Zwischen Nov. und März verbraucht die Wärmepumpe so viel, dass der Speicher auch nur noch ganz selten geladen wird. Hat man ein Haus, welches nicht so gut gedämmt ist wie unseres, dann ist die Heizperiode länger und der Speicher bekommt weniger Energie ab.

Geht man wie wir 3-4 Wochen zwischen Frühling und Herbst in Urlaub, dann wird zuhause sehr wenig Strom verbraucht und dann fehlen 20-30 Vollzyklen alleine durch Urlaub. Wir sind auch gerne mal am Wochenende unterwegs, so dass auch da kaum Strom verbraucht wird.

Hätten wir keine Poolpumpe, die noch 2 Stunden nach Sonnenuntergang läuft, dann hätten wir sicherlich noch weniger Vollzyklen geschafft.

Wirkungsgrad

Die Batterie wurde mit 2,5MWh geladen und ich habe 1,9MWh entladen. Macht einen Wirkungsgrad von 76%. Es gibt einige Wechselrichter die 85% schaffen, aber nicht mehr. Das sind dann aber Hochvoltsysteme und der bessere Wirkungsgrad rechtfertig die deutlich höheren Investitionen nicht.

Es gibt von der HTW Berlin eine Stromspeicher Inspektion die Batteriespeicherwirkungsgrade testen. So hat zwar laut Test ein Kostal Plenticore mit BYD Premium HVS 12.8 einen getesteten Batteriewirkungsgrad von 96,4% – hinzu kommen aber noch der Verbrauch des Batteriemanagementsystem (BMS). der ist dann bei 13W und macht im Jahr 114kWh. Unterm Strich hätte mir so ein besseres System 39€ im Jahr mehr erwirtschaftet. Bei 4500€ Mehrpreis habe ich den ROI schon nach 115 Jahren ???? In wie weit dieser Synthetische Kurzzeit Test überhaupt Dinge berücksichtigt wie Verluste durch Balancing, sei mal dahingestellt.

ROI

Mit diesen Werten können wir berechnen wie lange wir brauchen bis der Speicher sich amortisiert hat. Rechnerisch wären wir bei 10,5Jahre. Sollten keine Reparaturen notwendig werden, dann werden wir wohl einen Gewinn von 2316€ nach 15 Jahren erwirtschaften. Wie viel das dann noch Wert ist, steht auf einem anderen Stern. Klar kann man sagen: 110% Gewinn ist doch toll. Besser als auf einem Sparbuch.

Nimmt man aber z.B. sehr konservative Aktienfonds wie z.B. MSCI World, dann wäre er in den letzten 15 Jahren um 223% raufgegangen.

Achtung, das soll keine Anlageberatung sein, sondern nur ein Vergleich.

Jetzt könnte man sagen: Börse ist nichts für mich. Ja, das kann ich verstehen und da würde ich auch tatsächlich die Finger von lassen. Aber was macht ein Speicher? Er ist wirtschaftlich durch die Differenz vom (zukünftigen) Strompreis und Einspeisevergütung.

Ok, 40ct / kWh klingt für die Wirtschaftlichkeit eines Speichers erstmal gut. Da wären wir dann bei 5663,13€ Gewinn.

Drei Monate später sagt er, die Strompreise werden substanziell sinken.

Wer also nicht an der Börse zocken will, der sollte auch die Finger von Heimspeicher lassen, denn der zukünftige Strompreis bestimmt maßgeblich ob und was für einen Gewinn wir mit den Speicher machen werden. Wenn jemand 5000€ und mehr für einen Speicher bezahlt, der macht das sowieso als “Hobby” und nicht um Geld zu sparen oder erwirtschaften.

Fazit

Hat man große Verbraucher wie Elektroautos und / oder Wärmepumpen, dann sinken die möglichen Vollzyklen. Selbst wenn man diese heute noch nicht hat, ist es ziemlich Wahrscheinlich, dass diese in der Lebensdauer des Speichers hinzukommen, so dass das “Problem” auf jeden früher oder später hinzukommen.

Würde ich den Speicher nochmal anschaffen? Aus Sicht eines Elektronikers ja. Ich habe beim Basteln und Forschen viel Spaß gehabt. Aus Sicht meines Bankkontos würde ich ganz klar diese Investition nicht tägigen. Ein Elektroauto ist schon “Speicher” genug – ein Heimspeicher macht den ROI nur kaputt. Vielleicht gibt es in den nächsten Jahren Vehicle 2 Grid / Vehicle 2 Home, so dass das Elektroauto den Speicher “kostenlos” mitbringt. Dann würde man die Investition sehr bereuen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert